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Controls News 13
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Schwerpunkt-Thema: Lean-Automation |
Technik
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Ansammlung
von Busklemmen/Elektronik-
scheibchen als «Eigenbau-
Steuergerät» des Schaltschrank-
bauers. Ein Rückwandbus oder ein
Gesamtgehäuse wird «gespart».
Die DIN-Schiene muss es richten.
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DIN-Hutschiene als Backbone des «Eigenbau-Automationsge-
rätes» des Schaltrankbauers. Sie muss vom Elektronik-Hersteller
bezogen werden, was in Praxis jedoch so gut wie nie gemacht wird.
Die Hutschiene darf als Backbone nicht verbogen sein, was bei der
Abnahme jedoch niemand merkt. Wenn die Montagespannung
der Erstabnahme nachlässt, drohen ganz unerfreuliche Effekte und
Fehler, deren Ursachen nur sehr schwer auffindbar sind.
Der Hersteller liefert die Bauklötzchen (Module), eine
spezielle hochwertige DIN Schiene und eine umfang-
reiche Montage- und Gebrauchsanweisung (46 Seiten).
Der Kern dieses hausgemachten «Eigenbau-Steuer-
geräts» ist die Hutschiene. Daran wird alles angebaut.
Mechanisch und auch elektrisch ist es das Rückgrat und
gleichzeitig die Achillesferse des Systems. Der grösste
Hersteller von Scheibchensteuerungsbausätzen ver-
langt in der Bedienungsanleitung eines jedes einzelnen
Scheibchens, dass die DIN-Schiene vom Hersteller be-
zogen werden muss oder alternativ ein Ingenieur des
Herstellers den Schaltschrank abnehmen muss – weil
andernfalls das Gesamtsystem nicht CE-konform ist. Das
gilt natürlich auch für jede Änderung, die während des
Lebenszyklus vorgenommen wird.
Werden die sehr restriktiven Auflagen und
die 46 Seiten Montageanleitung nicht be-
achtet, erlischt die CE-Konformität!
Neben dem Manual für
alle Scheibchen gibt es
noch 46 Seiten Hinweise
zur Erhöhung der
Betriebssicherheit.
Frontbild: Kabelgewirr
bei Scheibchensteuerungs-
system. Abschreckend
komplex und fehleranfällig
für den Servicefall.
Die Achillesferse
des Systems:
die Masseverbin-
dung der einzelnen
Scheibchen-
Busklemmen
 
DIN-Rail
Achtung:
Die Komponenten sind unbeständig ge-
gen Stoffe, die kriechende und isolierende Eigen-
schaften besitzen, z.B. Aerosole, Silikone, Trigly-
ceride (Bestandteil einiger Handcremes). Kann nicht
ausgeschlossen werden, dass diese Stoffe im Umfeld
der Komponenten auftreten, ist die Komponente in ein
Gehäuse einzubauen, das resistent gegen oben genannte
Stoffe ist.Generell sind zur Handhabung der Geräte/Mo-
dule saubere Werkzeuge und Materialien zu verwenden.
Auch bei elektrischen Defekten und Störungen über
die E/A haben die dedizierten Controller entscheiden-
de Nachteile. Statt eines E/A-Modules muss immer das
gesamte Gerät mit CPU ausgetauscht werden. Das setzt
spezielle Kenntnisse des Servicepersonals voraus, birgt
ein höheres Fehlerrisiko und kostet mehr. Wenn das
neue Tauschgerät nicht voll funktions- und programm-
kompatibel ist, ist auch noch Softwareengineering fäl-
lig. Die kleinste Ursache wird zu einem grossen Projekt,
das qualifiziertes Fachpersonal fordert und auch zu lan-
gen Stillständen führt. Alles andere als «Lean».
Steuergeräte Marke «Eigenbau» – «Nicht-Lean»,
es gibt enorm viele Fehlerquellen, unklare Ver-
antwortlichkeiten und zu viel Kleingedrucktes
Wie kann man den Schaltschrankbauer als Vertriebpart-
ner gegenüber Investoren und Betreiber geWinnen?
Das ist die Frage, die sich viele Elektronikhersteller ge-
stellt haben.
Die Antwort: Man gibt etwas Wertschöpfung und viel
Verantwortung an den Schaltschrankbauer ab. Das re-
duziert dessen rechnerischen Materialaufwand in der
Kalkulation. Gleichzeitig eröffnet man ihm ein lukrati-
ves Aftersales-Geschäft. Im Servicefall für diese «Nicht-
Lean»-Technik ist seine spezifische Fachqualifikation
erforderlich, was er sich gut bezahlen lässt. In der Praxis
sind das die hausgemachten Steuergeräte, die aus ho-
rizontal angeordneten Elektronikscheibchen bestehen.
Das ist ein so simples und so profitables Modell, dass es
inzwischen unüberschaubar viele Produkte am Markt
gibt, die eifrig von den qualifizierten Elektrofachleuten
an Betreiber, Investoren und Planer empfohlen werden.
Die Zielpersonen glauben, dass sie Steuerungen und
Automationsgeräte kaufen. Davon ist aber auf der Sei-
te der Hersteller nichts zu lesen. Dort ist die Rede von
Busklemmen, intelligenten Buskopplern und
E/A-Systemen – von dem Begriff «SPS» hält man
sich bewusst fern. Dazu müsste ein richtiges Ge-
rät geliefert werden, welches die entsprechenden
Qualitätsnormen für SPS-Technik einhält (IEC 61131-2).
Ein solches Gerät existiert aber nur in der Erwartungs-
haltung bzw. optischenWahrnehmung des Betrachters,
sonst nirgends.
Was steckt technisch hinter diesen «Made by
Schaltschrankbau»-Automationsgeräten und was heisst
das für die Zielerreichung von Lean-Automation?
Sie sparen sich eine Backplane und auch Modulträger.
Mit qualifizierten sorgfältigen Elektrofachleuten in der
Montage und mit innovativer Kontakt-
technik wird der Aufwand für
eine robustes, solides Gehäu-
segerüst und aufwändige Ste-
cker eingespart.
Die DIN-Schiene wird zum
Rückgrat des «Eigenbau-
Automationsgerätes».