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Controls News 13
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Schwerpunkt-Thema: Lean-Automation |
Prozesse
Die Abhängigkeit vom Erstersteller bei der Software des
Automationssystems verlangsamt enorm die Umsetz-
geschwindigkeit von Optimierungen und notwendigen
Anpassungen. Kleine Projekte wollen grosse externe
Unternehmen nur ungern machen, da sie über ihre
Strukturen selbst nicht dafür ausgelegt sind und dort
kein Geld verdienen. Damit bleiben viele kleine Verbes-
serungen einfach liegen. Damit geht der Kern von Lean
verloren.
 
Nachher:
«
Peace in Mind»-Vergabe mit verbindlichen Liegenschafts-
standards für die Automation. Die Interessen der Betreiber sind
damit liegenschaftsweit für alle Projekte zwingend berücksichtigt.
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CERN Genf hat den Schritt zur Lean-Automation im Jahr 2010 vollzogen
Pictures/Logo
© CERN
Betreiber
planen realisieren
betreiben
Einkäufer/
GU
Betreiber
planen realisieren
betreiben
Einkäufer/
GU
 
Vorher:
«
Cheap in Mind»-Vergabe ohne verbindliche Liegenschafts-
standards für die Automation
Projekt
Projekt
aussen vor
aus dem Schneider
Realisierung wird kontrolliert
Empfehlung:
Neue Prozesse für Lean-Automation:
Wettbewerb um höchste Kompetenz und
höchste Effizienz
«
Cheap in Mind» verhindert systematisch Lean-Auto-
mation. Darum gilt es den «Cheap in Mind» bei Planung
und Vergabe mit etwas Erstrebenswertem und für alle
Prozessbeteiligten Akzeptablerem zu ersetzen. In einem
ersten Schritt soll für die gesamte Liegenschaft eine Art
«
Werkstandard» der Automatisierung von Infrastruktur
(
HLKSE usw.) eingeführt und verabschiedet werden.
Diesen Standard gilt es auf alle Fälle und in allen Projek-
ten einzuhalten.
Alle Leistungen von Planern basieren auf diesem
Standard. Das spart Aufwand beim Planer und ver-
hindert wirksam «fremdgesteuerte» 0815-Planungen
durch grosse Hersteller.
Alle Vergaben sind verbindlich auf diesen Standard
bezogen. Der Vor-Ort-Audit der Einhaltung der «Lie-
genschaftsstandards» durch eine wirklich unabhängige
Prüfstelle wird integraler Teil der Endabnahme. Diese
Abnahme reicht auch nur als Stichprobe – wie in der
Lean-Produktion auch.
Diese «Endtests» auf Einhaltung der Vergabevorausset-
zung «Liegenschaftsstandards» sind absolut notwen-
dig. Nur so hat der Einkäufer/Auftrageber der Erstinves-
tition und das realisierende Unternehmen ausreichende
Motivation, den «Cheap in Mind»-Weg zu verlassen und
die neuen Liegenschaftsstandards auch umzusetzen.
Der Zustand «Basic Fit» des Automationssystems ist
durch den «Liegenschaftsstandard» so definiert, dass
er eine einfache und günstige Optimierung sowie An-
passung jederzeit im gesamten Lebenszyklus definiert.
Der spätere Betreiber sieht seine Interessen durch den
Liegenschaftsstandard in jedem Projekt gewahrt, ohne
jedes Mal selbst involviert zu sein.
Bei der Ausschreibung der Leistung entsteht nun nicht
mehr der Wettbewerb «Wer kann ein System mit den
wenigsten Erstinvestitionen über die Erstabnahme brin-
gen» sondern es entsteht zum ersten Mal ein effektiver
Wettbewerb «Wer ist der in der Leistungserbringung der
effizienteste und kompetenteste Automationsanbieter
am Markt?» So wie Wettbewerb eigentlich sein sollte.
Für die Standardisierung von Automation bei Liegen-
schaften gibt es zwei gute Grundlagen, welche die
Sache einfach und sicher machen.
Die Organisation aller öffentlichen Auftraggeber in
Deutschland hat in deutscher und englischer Sprache
einen Standard für Gebäudeautomation und auch für
BACnet geschaffen, der sehr gut und einfach anwend-
bar ist.
Noch einfacher ist die Nutzung der Ausschreibungsvor-
texte des Qualitätslabels «Peace of Mind» als Grundlage
für eine liegenschaftsweite Standardisierung. Dafür gibt
es auch eine standardisierte Abnahme und Bewertung
der Umsetzung durch externe Prüfer wie zum Beispiel
dem TÜV SÜD.
Hier finden Sie Material, Informationen und Praxis-
beispiele:
P.S:
Eines der prominentesten Beispiele für den oben beschriebenen Prozess ist das Forschungszentrum CERN bei Genf.
Diese haben inzwischen die Notbremse gezogen und ihre Prozesse komplett geändert. Lesen Sie mehr zu diesem Projekt auf Seite 57.
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