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Schwerpunkt-Thema: Lean-Automation |
Definition
Lean-Automation – wie geht das?
Die Methoden und Konzepte sind im Grunde sehr einfach und verlangen nur die Anwendung von
gesundemMenschenverstand. Es gibt keine magische Formel und es gilt auch keine komplizierten
Tricks zu erlernen. Dennoch ist die Umsetzung schwierig. Denn vieles, was Lean an Methoden und
Konzepten erfordert, läuft der gängigen Praxis, alten Gewohnheiten und Denkmustern völlig zuwider.
ZumVerständnis sind die Beispiele aus der Lean-Produktion dargestellt:
Heute bestimmen Anbieter mit
kurzfristigen Opportunitäten
und Verlockungen den Weg der
Betreiber und Eigentümer;
gespickt mit Risiken und
Kostenfallen. Lean-Auto-
mation verfolgt einen
neuen Weg –
nicht einfacher,
aber sicher besser.
1.
Der Arbeiter in der Produktion ist der zentrale
Wertschöpfungsträger. Alles aussen herum (R&D, IT,
Logistik usw.) ist darauf ausgerichtet, ihm die maxi-
male Wertschöpfung und Qualität zu ermöglichen.
Der Arbeiter ist nicht mehr der Kostenfaktor und
Lückenbüsser für alles, was sich nicht richtig dreht
bzw. nicht zusammenpasst. Die Produktionsarbeiter
bestimmen massgeblich, wie Fertigungseinrich-
tungen aussehen sollen und haben sogar die Mög-
lichkeit, diese selbst zu bauen und zu verändern.
Ein Grauen für jeden klassischen Produktionsinge-
nieur! In Automations-Engineering nennt man dies
«
Bottom Up» statt «Top Down».
Ersetzen Sie Arbeiter mit «Betreiber, Nutzer» für das
Feld der Lean-Automation. Der Betreiber/Nutzer soll die
zentrale Figur der Automation sein. Der Betreiber einer
Anlage/Liegenschaft steht im Zentrum und bestimmt.
Also das Gegenteil der heute gängigen Praxis.
2.
Lean verlangt die Abkehr von Batch-Produktion und
grossen Losgrössen. Stattdessen soll in «One Piece
Flow» (Einstück-Produktion) und im ständig «er-
zwungenem» Wechsel der Typen gefertigt werden.
Für die Automation bedeutet das die Abkehr von
Grossprojektmentalität. Periodische Verbesserungen,
Optimierungen und Erweiterungen in überschaubaren
Schritten sind das Ziel.
Der Betreiber hat täglichen
Kontakt mit den Nutzern und
allen Anlagen. Seine Interessen
sollen auch schon in der
Planungsphase der zentrale
Referenzpunkt sein.
3.
Absolutes Ziel ist Gleichlauf und Takt in der Produk-
tion. Schwankungen der Nachfrage werden, falls
nicht anders möglich, über Pufferlager geglättet.
Entgegen dem klassischen Ansatz wird bewusst
der Lageraufbau zugelassen. Das geht gegen das
gängige Streben der Kaufleute, die Lagerbestände
ständig runterzufahren.
Bei Automatisierungsprojekten geht der klassische
Ansatz und das Streben der Kaufleute in Richtung Ver-
gabe an den «Billigsten». Sparen, sparen, koste es was
es wolle. Bei Lean-Automation wird dieses Paradigma
gebrochen. Die im laufenden Betrieb beste und kosten-
effizienteste Lösung bekommt den Zuschlag.
4.
Lean-Prinzipien werden aus Überzeugung konse-
quent verfolgt. Gerade eben auch dann, wenn sie
sich augenscheinlich nicht gleich rechnen bzw. aus-
zahlen. Statt auf kurzfristige Effekte zu setzen und
jeden kurzen Weg mit mehr oder weniger Fussfallen
zu nutzen, nimmt man ganz bewusst «Umwege» in
Kauf. Das Ergebnis ist dann plötzlich überraschend
positiv und viel nachhaltiger.
Für die Automation bedeutet dies zum Beispiel,
durchgängig den Ressourcenverbrauch zu erfassen und
transparent zu machen. Auch wenn es keinen direkt
rechenbaren attraktiven Return of Invest gibt. Es macht
einfach Sinn, den Ressourcenverbrauch ins Bewusst-
sein zu bringen. Das gilt auch für das disziplinierte
Festhalten an technischen Standardanforderungen
(
nicht Herstellerstandards!) für alle Projekte, und zwar
auch dann, wenn in einem konkreten Fall etwas ande-
res auch noch funktionieren würde und billiger in der
Anschaffung wäre.
Heinz Hirschi,
affinitas ag
Nachhaltige Unter-
nehmensentwicklung
durch Lean auch in
der Automation
Sehen Sie den
Vortrag des Lean-Consultants
Heinz Hirschi
von der affinitas ag anlässlich des
Forums «Gebäudeautomation und Nachhaltigkeit»
von Juni 2011:
Webcode zu Vortrag (Movie): 133a
Webcode zu Powerpoint-Präsentation: 133b
One Piece Flow
statt Batch-Produktion:
d.h. eine Serie kleinerer
überschaubarer Projekte
statt der grosse Wurf
oder Sprung.